Tsagaan Sa

Liebe Mongoleiliebhaber

Nun, ich bin wieder da, um weiter über mein einzigartiges, dennoch sehr eigenartiges Mutterland, MONGOLEI mit seiner atemberaubenden Natur, ewig blauem Himmel und ganz alter Nomadenkultur, die bedroht ist, von der Moderne beinahe verdrängt zu werden, zu erzählen.

Da wir vor Kurzem unser Neujahrsfest, genannt Tsagaan Sar, gefeiert hatten, und das Jahr des Drachen seinen Besitz für die nächste Zeit bis zum kommenden Jahr übernommen hat, möchte ich die Besonderheiten unseres traditionellen Nationalfeiertages beschreiben.

Tsagaan Sar, übersetzt der Weiße Mond, ist ein Fest dafür, dass der harte Winter gut überstanden ist und der Frühling, die Jahreszeit des Lebenserwachens, zu begrüßen ist und dass jeder ein Jahr älter geworden ist. Dieses Fest symbolisiert für uns auch die Volkseinheit, den Stolz auf das nationale Erbe, die Kultur und Bräuche, den Respekt vor den Eltern, Großeltern und untereinander. Gleichzeitig belehrt es uns, wie wichtig für uns die Pflege und die Stärkung unserer Beziehungen zwischen den Verwandten und die Kenntnisse unserer Herkunft seien.

Vor dem 13. Jahrhundert feierten die Mongolen das neue Jahr im Herbst und nannten es „Milchmond“, weil im Herbst die Herde gut gediehen war und die Milchprodukte für den Winter im Überfluss vorbereitet waren und auch die einzelnen Wildarten bejagt werden durften. Mit anderen Worten gab es reichlich an der Nahrung.

Seit dem 13. Jahrhundert wurde er als „Weißer Mond“ zum Frühjahrsbeginn gefeiert und in der „Geheimen Schrift der Mongolen“ aufgezeichnet. Weiße Farbe, als Farbe des Milches, welches als das oberste Getränk für Mongolen gilt, versinnbildlicht Reinheit und Frieden, und darum hat man das Neujahrsfest so benannt, damit im nächsten Jahr alles rein und friedlich abläuft.

Bei der Vorbereitung auf das Fest putzen die Mongolen frühzeitig ihre Jurtenlager und reparieren ihre Viehställe. Sie stauben die Außen- und Innenseite ihrer Jurten ab, waschen und reinigen alle Sachen. Zum Fest bereiten sie hunderte oder auch tausende von Buuz, die mit Fleisch gefühlten Teigtaschen, und traditionelles Gebäck, genannt „Ul boov“, sowie auch viele Geschenke vor und nähen sich eine neue Nationaltracht, die Deel heißt. Sie vermeiden in der ganzen Vorbereitungszeit und während der Feiertage die negativen Wörter, Fluche und Beleidigungen. Traditionell regeln die Mongolen bis zu diesem Tag alle Probleme und begleichen alle Schulden aus dem alten Jahr, um das Gute für sich im kommenden Jahr zu manifestieren.

Die Neujahrszeremonie besteht aus zwei feierlichen Teilen, die eng miteinander verbunden sind. Der eine heißt „Bituulech“, was das Verabschieden vom alten Jahr bedeutet, und der andere „Schinelech“, was natürlich die Begrüßung des neuen Jahres beinhaltet.

Aufgrund der vollen Dunkelheit wird der letzte Tag des Winters „Bituun“ genannt, da an diesem Tag der Mond nicht am Himmel zu sehen ist. Darum wird davon ausgegangen, dass das Jahr in Dunkelheit vollendet wird. Am Abend nimmt jede Familie zu Hause eine letzte Mahlzeit des Jahres ein und führt „Bituuleg“ durch.

Am Bituun-Tag wird alles sehr pingelig durchgecheckt. Es werden sogar die Leine und das Halsband des Wachhundes ausgewechselt. Die Männer putzen und striegeln ihre Pferde. Die Frauen bereiten das Essen und die Kleidung der ganzen Familienangehörigen vor, die sie zur Begrüßung am Neujahrsmorgen anziehen werden. Am Bituun-Abend, nachdem der Familienvater die Herde zum Jurtenlager zusammengetrieben hat, legt er drei weiße Steine und einen Eiswürfel auf den oberen rechten Türrand, um für die Schutzengel der glückverheißenden Richtung die Tür zu öffnen. Auf den oberen linken Türrand legt er einen Caraganazweig mit Dornen, um die bösen Geister abzuwehren. Danach werden eine selbstgemachte Butterlampe und Räucherstäbchen oder Wacholder auf dem Altar angezündet, um eine Ehre an den Verstorbenen und den Ahnengeistern zu erweisen. Angekleidet mit ihren sauberen Gewändern setzen sich die Familienangehörigen an den üppig gedeckten Tisch, wo als Muss eine Platte mit der ungeraden Stappelanzahl von traditionellem Gebäck und noch eine weitere Riesenplatte mit dem vorgekochten Schafsoberkörperteil mit Fettschwanz stehen. Die ungerade Anzahl der Gebäckschicht soll für die Familie Glück und Wohlstand herbeirufen. Dabei soll die unterste Schicht Glück darstellen und die nächste Schicht Unglück, weil im menschlichen Leben deren Wechsel fast unvermeidbar ist. Damit das Leben der Familienmitglieder glücklich abläuft, soll die Stappel mit Glück anfangen und mit Glück enden. So fängt man mit dem Bituun-Abendmahl an. Dabei gibt es einen einzigartigen Brauch. Der Vater bricht den gekochten Schenkelknochen des Schafes und zeigt allen den Knochenmark, was ein gutes Orakel für alle verheißen soll. Nachdem sie alle reichlich gegessen haben, bringen sie ihren Nachbarn Buuz, die gedämpften Teigtaschen, oder Bansch, gekochte Teigtaschen, als Freundschaftsgeste, und anschließend spielen alle zusammen Geschicklichkeitsspiele mit Sprunggelenkknöcheln von Schafen.

Am Neujahrstag werden die Prognosen für das kommende Jahr von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung nach der Intensität der Sonne, der Farbe des Himmels und des Wetterstandes gemacht. Die Verbeugung vor dem Himmel ist das erste Ritual der Mongolen am ersten Morgen des Neujahres. Für die Mongolen ist es eine Priorität, sich zu Beginn des Jahres bei den ersten Sonnenstrahlen vor dem ewigen Himmel zu verneigen. Dieser Brauch wurde schon seit Ewigkeit vom Kaiser bis zum Bürgerlichen geachtet und gefolgt. An diesem Morgen steht die Frau ganz früh auf, noch lange bevor die Sonne aufgeht, kocht den Milchtee und weckt die Kinder auf. In der Zeit geht das Familienoberhaupt, angekleidet mit einer neuen Nationaltracht, zu seiner verehrten Heiligstelle in die Richtung der aufgehenden Sonne und erbringt der Natur und den Vorfahren seine Opfergaben aus Milch, Tee und Milchspeisen. Nachdem er in die Jurte zurückkommt, beginnt dann die richtige Begrüßungszeremonie, die auch ihre bestimmten Formalitäten hat. Jeder Familienmitglied, schön mit Deel angekleidet, begrüßt zuerst das Familienoberhaupt und dann die weiteren Familienangehörigen nach der Seniorität. Dabei gibt es auch bestimmte Regeln, wie z. B. dass das Ehepaar sich nicht gegenseitig grüßen darf oder bei der Begrüßung die Jüngeren ihre Arme unter die Ellbogen der Älteren legen sollen. Durch diese Geste zeigen sie ihren Respekt vor den älteren Menschen und erklären ihre

Hilfsbereitschaft in ihren Notfällen. Und die älteren Menschen strecken ihre Arme entgegen, was auch als Symbol für ihr Segen und Schenkung ihres Wissens und Teilung ihrer angesammelten Erfahrungen darstellt. Dabei soll man sich gegenseitig respektvoll begrüßen und nach dem Befinden fragen. Das erste Gericht, das man als Erstes zu sich nimmt, muss weiße Farbe haben. Es kann ein Milchprodukt oder auch ein speziell zubereitetes Reisgericht sein. Dann bekommt man einen Milchtee mit Salz und man soll alle Speisen verkosten. In der Zeit tauscht man sich mit den Schnupftabakflaschen miteinander, die nach einem festgelegten Ablauf angenommen und geöffnet werden. Dann wird an der Flasche gerochen und diese wieder zurückgegeben. Meistens führt man dabei ganz gelassen Gespräche, wobei Achtung und Respekt dem Reden der älteren Menschen geschenkt werden. Wenn alle Buuz gegessen haben, darf man dann die Geschenke geben, die als Zeichen der Wertschätzung für den Besuch zu deuten sind.

Gesetzlich feiern die Mongolen 3 Tage das Neujahrsfest. So besuchen die Mongolen während dieser Zeit ihre Verwandten und alle Freunde. Natürlich tauscht man auch alle Neuigkeiten aus, da das Fest meist die einzige Möglichkeit ist, alle Verwandten zu besuchen.

Nun zusammenfassend lässt sich sagen, dass unser Neujahrsfest ein Fest ist, das unsere Bräuche und Traditionen bewahrt.

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